
Wieder unterwegs – eine Etappe auf dem Jakobsweg
Heute zieht es mich wieder auf den Jakobsweg – von Stans nach Flüeli-Ranft. Es ist Wochen her, seit ich zuletzt auf diesem Weg unterwegs war. Heute spüre ich es wieder: dieses leise Kribbeln, die gespannte Vorfreude.
Am Bahnhof begrüsst mich die Sonne, schiebt sich warm zwischen den Dächern hindurch, als wolle sie mich begleiten.
Busse fahren ein, Züge warten – und ich stehe mittendrin, mit Rucksack, offenen Sinnen und der Freude, mich wieder vom Weg tragen zu lassen.

Wenn das Gehen den Tag verändert
In Stans steige ich aus dem Zug. Ich stehe auf dem Perron, atme einmal tief durch – und gehe los. Raus aus dem Bahnhof, hin zum Jakobsweg. Es ist acht Uhr morgens und schon spürbar warm. Ich erinnere mich an die Etappe in Herisau, auch ein heisser Tag. Damals bin ich trotzdem gegangen – Schritt für Schritt.
Heute fällt mir der Anfang nicht ganz so leicht. Meine Beine tragen mich, ja, aber innerlich frage ich mich, ob es die richtige Entscheidung war, heute zu gehen. Die Sonne brennt schon, die Woche war anstrengend, und jetzt bin ich hier.
Diese Grundstimmungen kenne ich gut: Manchmal starte ich leichtfüssig und beschwingt, manchmal zögernd – wie an manchen Morgen, wenn man voller Energie aufsteht oder lieber liegenbleiben würde. Doch der Anfang sagt nichts über den Tag. Das Wichtigste: trotzdem losgehen, ohne Druck, Schritt für Schritt.
Also gehe ich auch heute einfach los. Ohne mich zu drängen. Schritt für Schritt, so wie es gerade ist. Die Strasse wird zum Feldweg, der Blick weitet sich, und mit jedem Schritt löst sich ein wenig von dieser Schwere. Die Wärme der Sonne fühlt sich weniger drückend an, der Körper findet seinen Takt. Irgendwann merke ich: Ich gehe nicht mehr gegen den Weg, ich gehe mit ihm.



Halbzeit im Schatten
Um zehn Uhr ist es soweit: meine erste Rast. Schon beim Start habe ich mir vorgenommen, mir zu diesem Zeitpunkt das halbe Sandwich zu gönnen – und jetzt schmeckt es doppelt gut.
Der Weg bis hierher führte oft durch den Wald, kühl und angenehm, mit Licht, das durch die Blätter tanzt.
Während ich sitze, kommt ein anderer Jakobspilger vorbei. Ich erkenne ihn sofort an der Muschel an seinem Rucksack. Er lächelt, grüsst und geht weiter.
Auch ein paar Biker rauschen vorbei, Spaziergänger mit Hunden kreuzen meinen Platz.
Ein sanftes Kommen und Gehen – nicht zu viel, nicht zu wenig. Die Vögel pfeifen. Ich ruhe mich aus und geniesse es.



Wiesen, Höfe und weite Blicke
Nach der Pause wird es sonniger. Der Weg führt nun weniger durch schattige Wälder, dafür mehr über offene Wiesen, vorbei an verstreuten Höfen und durch stille Quartiere. Das wusste ich schon bei der Planung – und doch wollte ich genau diesen Abschnitt gehen. Bis jetzt hat es sich mehr als gelohnt.
Es geht sanft bergauf und wieder hinunter, das Grün leuchtet, Schmetterlinge tanzen über die Blumen in den Wiesen.
Die Wärme ist jetzt deutlich zu spüren, aber nach den Kilometern, die schon hinter mir liegen, kann ich sie gut annehmen. Sie gehört heute einfach dazu – wie der Weg selbst.





Geschenk am Wegende
Was ich bei der Planung gar nicht wahrgenommen habe: Unten in Flüeli-Ranft fliesst ein Bach. Klares, kaltes Wasser, das über Steine rauscht – ein kleines Geschenk am Ende des Weges.
Schuhe aus, Füsse ins Wasser. Die Kühle zieht wohltuend hoch, nimmt die Hitze des Tages mit sich.
Ich setze mich auf einen Stein, lasse das Rauschen auf mich wirken. Alles darf fliessen: der Bach, meine Wärme, die Schritte, die hinter mir liegen. Für einen Moment gibt es nur uns – den Bach und mich.



Letzte Schritte, kühle Pause
Das letzte Stück hinauf ins Dorf Flüeli-Ranft hat es noch einmal in sich – steil, die Sonne im Rücken. Oben erwartet mich dafür ein schattiges Plätzchen am Kiosk. Eine freundliche Bedienung, eine eiskalte Cola – für mich der perfekte Abschluss nach einem Weg.
Ich sitze im Schatten, beobachte die Leute, bis der Bus kommt. Er bringt mich hinunter nach Sachseln, wo schon der Zug bereitsteht.



Schöne Wege, schöner Tag
Auf der Heimfahrt freue ich mich auf eine kühle, erfrischende Dusche. Während draussen die Landschaft vorbeizieht, lasse ich den Tag noch einmal Revue passieren.
Mein Fazit: eine wunderschöne Etappe – abwechslungsreich, mit herrlichen Ausblicken, viel Weite und bestens gepflegten Wegen. Sie hat mir rundum gefallen.

Inspirationen und Informationen
Inspirieren für den Weg lasse ich mich vom Buch: Via Jacobi.
Weitere Informationen zum Weg hole ich mir aus den Websiten: SchweizMobil Via Jocobi Route 4 oder Schweizer Freunde des Jakobsweg.
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Kommentare
Es hat sich doch gelohnt diesen Weg auf dich zu nehmen 👏🏻. Ein toller Wegbeschrieb den ich jetzt beim lesen mitgelaufen bin 🤗
Ich empfinde deinen Weg sooooo wunderschön...
Mach ein Buch von deinen soooo schönen
Eindrücken....
Einfach wunderschön danke dir von ganzem Herzen ❤️❤️❤️