Via Francigena 🥾 Echevennoz - Aosta

Veröffentlicht am 29. Mai 2025 um 18:00

Anreise über den Grosen Sankt Bernhard

Von Villeneuve - wo wir die Nacht im Wohnmobil wunderbar geschlafen und am Morgen noch den See besucht haben - geht es am Morgen los. Die Fahrt führt uns durch das Tal hinauf zum Grossen Sankt Bernhard. Wir nehmen den Tunnel, passieren die Grenze – und erreichen Italien.

Auf der italienischen Seite geht es über kurvige Strassen hinunter ins Tal.

Ein paar Kilometer später beginnt mein Weg. Ich steige aus – und starte meine erste Etappe auf der Via Francigena.


die ersten Schritte auf der Via Francigena

Ich laufe los. Elmar hat mich an meinen Etappenstart gefahren.

Die ersten Schritte – sie fühlen sich immer besonders an. Vielleicht, weil so viel Vorfreude in ihnen steckt. Weil das Herz schon lange vorausgelaufen ist, bevor die Füsse folgen durften.

Die Vorfreude war gross – auf diesen Weg, auf die Natur, aufs Gehen. Aufs Bei-mir-Sein. Und jetzt bin ich hier. In Italien. Die Sonne scheint, das Wetter ist wunderbar – und der Wind weht kräftig.

Diesmal ist es besonders. Ich bin nicht in der Nähe meines Zuhauses, wo ich jederzeit in den Zug oder Bus steigen könnte. Ich bin in einem anderen Land. Es kribbelt in mir. Respekt. Freude. Dankbarkeit. Und dieses stille Wissen: Ich bin das Gehen gewohnt. Das Laufen nur für mich. Ohne Ziel, ausser dem Gehen selbst. Ohne Aufgabe, ausser dem Dasein.

Ich freue mich sehr auf das, was kommt.


der Weg zeigt sich anders

Die Freude hat nicht lange gehalten. Ich habe es genossen – das satte Grün, den Wind, die klare Natur um mich. Doch dann stehe ich plötzlich vor einer Absperrung: „sentiero 103 non percorribile“ – Weg gesperrt.

Allein unterwegs weiss ich nicht recht, ob es klug ist, einfach durch die Wiese auszuweichen. Ich habe Respekt.

Also rufe ich Elmar an. Er kommt mit dem Wohnmobil, setzt mich ein Stück weiter unten wieder ab. Und so beginne ich einfach neu.

Neuer Start, gleicher Tag, derselbe Weg – nur ein bisschen anders. Wir werden sehen. So ist das mit dem unterwegs sein: Der Weg zeigt sich nicht immer sofort. Manchmal muss man erst anhalten, einen Umweg nehmen, und dann geht’s weiter.


Weitergehen

Ein Stück weiter unten steige ich wieder aus dem Wohnmobil – und laufe weiter. Es fühlt sich irgendwie besonders an. Nicht ganz wie ein Neubeginn, eher wie ein leiser Übergang.

Inzwischen ist der Mittag vorbei. Meine kleine Routine – etwas um zehn Uhr, dann mein Sandwich um zwölf Uhr – hat sich heute verschoben. Aber das stört mich nicht. Es ist egal.

Ich trinke jetzt meinen Orangensaft und werde später irgendwo an einem schönen Platz essen. Gerade laufe ich auf der Strasse. Nicht besonders idyllisch – aber ich bin sicher, das ändert sich bald wieder. Das ist eben Pilgern: Nicht alles ist geplant. Nicht alles ist perfekt. Aber alles gehört dazu.


Verpasst und doch angekommen

Ich glaube, ich habe die schönste Strecke verpasst. Jene, die gesperrt war. Der Abschnitt danach führt mich oft an der Strasse entlang – weniger Natur, mehr befestigte Wege, weniger dieses Eingebettetsein ins Grüne.

Und doch ist da dieser eine Moment. Mein Mittagessen bei einer kleinen Kapelle, direkt an der Strasse. Im Schatten sitzend, mein Sandwich in der Hand, ein kurzer Halt mitten im Tag. Trotz der Nähe zur Strasse ist es ein friedlicher Ort.

Vielleicht ist das Pilgern auch genau das: Nicht immer dort zu sein, wo es am schönsten scheint. Sondern das Schöne zu erkennen, wo es gerade ist.


Ankommen in Aosta

Der letzte Teil des Weges ist kurzweilig. Erst Quartiere ausserhalb von Aosta, kleine Gässchen, Weinreben. Dann tauche ich ein in die lebendige Altstadt: Menschen flanieren, Restaurants haben rausgetischt, Tische stehen auf dem Pflaster, Gespräche füllen die Gassen.

In Aosta wartet Elmar mit dem Wohnmobil. Er war selbst unterwegs – mit dem Fahrrad – und jetzt kommt auch er in die Altstadt.

Gemeinsam holen wir uns ein feines Gelati, setzen uns auf eine Bank im Schatten und lassen unsere Aktivitäten ausklingen. Bald geht es weiter – mit dem Wohnmobil nach Viverone.


Abend in Viverone

Nach unserem Abstecher in die Altstadt von Aosta fahren wir mit dem Wohnmobil weiter nach Viverone – auf den Campingplatz Internazionale del Sole. Wir hatten im Voraus einen Platz reserviert. Ein schattiges, ruhiges Plätzli erwartet uns – genau richtig nach diesem erlebnisreichen Tag unterwegs.

Und morgen? Morgen wartet ein ganz anderes Abenteuer: der Giro d’Italia mit Start in Biella.


Inspirationen und Informationen 

Inspirieren für den Weg lasse ich mich vom Buch: ViaFrancigena Pilgern und Wandern Richtung Rom

Weitere Informationen zum Weg hole ich mir aus der Website: SchweizMobil Via Francigena Route 70

Daten zum Weg

Erster Start: Echevennoz / Zweiter Start: Gignod / Ziel: Aosta / Distanz: 8 km / Abstieg: 430 hm